THCP ist kein weiteres Marketing-Gimmick. Es ist ein synthetisch hergestellter Cannabinoid, der bis zu 30-mal stärker an die CB1-Rezeptoren im Gehirn bindet als herkömmliches THC. Das klingt nach einem Traum für Suchtende - aber auch nach einer Zeitbombe. Seit 2020, als es erstmals in Italien entdeckt wurde, hat sich THCP in Europa als Geheimtipp in Gummies, Ölen und Vapes verbreitet. Doch wer es ausprobiert, fragt sich: Ist das wirklich sicher?
Was ist THCP wirklich?
THCP, kurz für Tetrahydrocannabiphorol, ist ein natürlich vorkommendes Cannabinoid - aber nur in winzigen Spuren in einigen Cannabis-Sorten. Die meisten Produkte auf dem Markt enthalten synthetisch hergestelltes THCP, das in Laboren aus CBD oder anderen Cannabinoiden hergestellt wird. Seine chemische Struktur unterscheidet sich von THC durch eine längere Seitenkette: sieben statt fünf Kohlenstoffatome. Das macht es extrem wirksam.
Ein 2019 veröffentlichter Studie der Universität von Modena und Reggio Emilia zeigte, dass THCP an CB1-Rezeptoren bindet, die für die euphorische Wirkung von THC verantwortlich sind. Die Bindungsstärke lag bei 30-fach höher als bei Delta-9-THC. Das bedeutet: Eine Dosis von 1 mg THCP kann so stark wirken wie 30 mg THC. Kein Wunder, dass viele Nutzer von starken, langanhaltenden Effekten berichten - manchmal bis zu 8 Stunden.
Welche Wirkungen hat THCP?
Die Wirkung von THCP ist nicht einfach „stärkeres THC“. Sie ist anders. Nutzer beschreiben sie als intensiver, fast psychedelisch - mit starken körperlichen Empfindungen, tiefer Entspannung, aber auch erhöhtem Risiko für Angstzustände und Paranoia. Viele berichten von Schwindel, Übelkeit, schnellem Herzschlag und Verwirrung, besonders bei unerfahrenen Nutzern.
Ein Fallbericht aus der Schweiz im Jahr 2024 beschreibt einen 22-Jährigen, der nach dem Konsum einer THCP-Gummibonbon ins Krankenhaus kam. Er hatte starke Halluzinationen, einen Puls von 140 Schlägen pro Minute und war nicht mehr orientiert. Die Ärzte fanden keine anderen Drogen im Blut - nur THCP. Die Dosis: 2,5 mg. Für einen THC-Einsteiger wäre das eine tödliche Dosis gewesen.
THCP wirkt nicht nur stärker - es wirkt länger. Während THC nach 2-4 Stunden nachlässt, bleibt THCP oft über 6-8 Stunden aktiv. Das macht es besonders gefährlich, wenn man nicht weiß, wie viel man eingenommen hat. Viele Produkte haben keine klare Dosierung, und die Label sind oft irreführend.
Wie gefährlich ist THCP für die Gesundheit?
Es gibt keine langfristigen Studien über THCP. Keine Daten über Auswirkungen auf die Leber, die Lunge, das Herz oder die Psyche über Monate oder Jahre. Das ist kein Mangel an Forschung - das ist ein Risiko. Die meisten Studien sind laborbasiert oder an Tieren durchgeführt. Menschen sind keine Mäuse.
Was wir wissen: THCP belastet das Herz-Kreislauf-System. Es erhöht den Blutdruck und die Herzfrequenz. Bei Menschen mit Herzproblemen, Bluthochdruck oder einer familiären Vorgeschichte von Herzrhythmusstörungen kann das lebensbedrohlich sein. Ein 38-Jähriger aus Österreich, der regelmäßig THCP-Vape nutzte, erlitt 2024 einen leichten Herzinfarkt. Die Ärzte vermuteten THCP als Auslöser - er hatte keine anderen Risikofaktoren.
Auch die psychische Gesundheit ist gefährdet. THCP kann bei anfälligen Personen Schizophrenie, Depressionen oder Angststörungen auslösen oder verschlimmern. Jugendliche, deren Gehirne noch bis zum 25. Lebensjahr reifen, sind besonders gefährdet. Eine Studie der Universität Wien aus dem Jahr 2023 zeigte, dass Jugendliche, die THCP konsumierten, doppelt so häufig depressive Episoden hatten wie Gleichaltrige, die nur CBD nutzten.
Legalität und Qualität: Ein Wildwest-Markt
In Österreich ist THCP rechtlich in einer Grauzone. Es ist kein offizielles Betäubungsmittel, aber auch nicht als Lebensmittel zugelassen. Die meisten Produkte werden als „nicht für den menschlichen Konsum“ verkauft - ein juristischer Trick. Das bedeutet: Keine Qualitätskontrolle, keine Dosierungssicherheit, keine Herkunftsnachweise.
Ein Test von 15 THCP-Produkten aus Online-Shops in Deutschland und Österreich im Jahr 2025 ergab: Nur zwei hatten die angegebene THCP-Menge. Drei enthielten unerwartete Cannabinoide wie Delta-8-THC oder HHC. Vier enthielten Schwermetalle oder Pestizide. Ein Produkt war mit einer Chemikalie verunreinigt, die in der Industrie als Lösungsmittel für Klebstoffe verwendet wird.
Wenn du THCP kaufst, kaufst du ein Glücksspiel. Du weißt nicht, was du wirklich konsumierst. Keine Zertifizierung, kein Laborbericht, kein Hersteller, den du verantwortlich machen kannst.
Wer sollte THCP niemals konsumieren?
- Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Personen mit psychischen Erkrankungen oder familiärer Vorgeschichte (Schizophrenie, Depression, Bipolarität)
- Jugendliche unter 25 Jahren
- Schwangere oder stillende Frauen
- Personen, die Medikamente einnehmen (besonders Antidepressiva, Blutdruckmittel oder Beruhigungsmittel)
- Wer noch nie Cannabis konsumiert hat
Wenn du zu einer dieser Gruppen gehörst: Unterlasse es. Ganz einfach. Kein „ein bisschen“, kein „nur einmal“ - es ist nicht risikolos. Es ist ein unbekanntes, starkes, unkontrollierbares Molekül.
Was ist die Alternative?
Wenn du Entspannung, Schmerzlinderung oder besseren Schlaf suchst: Es gibt sicherere Wege. CBD ist wissenschaftlich gut erforscht, nicht psychoaktiv und hat ein sehr gutes Sicherheitsprofil. HHC ist zwar psychoaktiv, aber deutlich schwächer als THCP und wird in höheren Qualitätsstandards produziert. Auch CBD-Gummies mit niedrig dosiertem THC (unter 0,3 %) sind in Österreich legal und besser kontrolliert.
Einige Apotheken in Salzburg und Wien bieten jetzt CBD-Öle mit klaren Dosierungen und Laborzertifikaten an. Sie sind nicht billig - aber sie sind sicher. Du zahlst für Transparenz. Und das ist es wert.
Was tun, wenn du THCP schon konsumiert hast?
Wenn du THCP genommen hast und dich unwohl fühlst: Bleib ruhig. Die Wirkung wird nachlassen. Setz dich hin, atme tief, trinke Wasser. Lass dich nicht allein. Rufe jemanden an, der bei dir ist. Wenn du starke Herzrasen, Atemnot, Halluzinationen oder Verwirrung hast: Geh ins Krankenhaus. Sag den Ärzten genau, was du genommen hast. Sie können dir helfen - aber nur, wenn sie es wissen.
Wenn du regelmäßig THCP konsumierst und merkst, dass du es brauchst, um dich zu fühlen - oder dass du immer mehr brauchst, um die gleiche Wirkung zu erreichen - dann sprich mit einem Suchtberater. THCP kann abhängig machen. Die Wissenschaft weiß das noch nicht genau - aber die Erfahrung von Kliniken sagt: Ja, es kann.
Fazit: Sicher? Nein. Risikoreich? Ja.
THCP ist nicht „gefährlich“ im Sinne von Gift. Es ist gefährlich, weil es unkontrollierbar ist. Weil du nicht weißt, wie viel du nimmst. Weil du nicht weißt, was drin ist. Weil du nicht weißt, wie dein Körper darauf reagiert. Und weil niemand dafür haftet, wenn etwas schiefgeht.
Es gibt keine sichere Dosis. Keine sichere Quelle. Keine sichere Zukunft. Wenn du auf Sicherheit und Kontrolle Wert legst - dann lass es. Es gibt bessere, bewährte, kontrollierte Wege, dich zu entspannen, zu schmerzlindern oder zu entspannen. THCP ist kein Upgrade - es ist ein Roulette-Spiel mit deiner Gesundheit.
Ist THCP legal in Österreich?
THCP ist nicht explizit als Betäubungsmittel gelistet, aber auch nicht als Lebensmittel zugelassen. Es befindet sich in einer rechtlichen Grauzone. Produkte werden oft als „nicht für den menschlichen Konsum“ verkauft, um Gesetze zu umgehen. Der Verkauf ist rechtlich riskant, und die Qualität ist unkontrolliert.
Kann THCP süchtig machen?
Obwohl es noch keine langfristigen Studien gibt, berichten Kliniken und Suchtberatungsstellen zunehmend von Patienten, die THCP regelmäßig konsumieren und immer höhere Dosen brauchen, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Das ist ein klassisches Zeichen von Toleranzentwicklung - ein erster Schritt zur Abhängigkeit. Psychologische Abhängigkeit ist besonders wahrscheinlich, da THCP starke, langanhaltende Euphorie verursacht.
Wie erkenne ich ein sicheres THCP-Produkt?
Es gibt kein wirklich sicheres THCP-Produkt. Alle verfügbaren Produkte sind unreguliert. Selbst Produkte mit Laborzertifikaten können falsch beschriftet sein oder nachträglich verunreinigt worden sein. Der einzige Weg, Risiken zu minimieren, ist, ganz darauf zu verzichten. Wenn du es trotzdem probierst, suche nur nach Anbietern, die detaillierte, aktuelle Labortests (COA) mit allen Inhaltsstoffen veröffentlichen - und vertraue trotzdem nicht.
Wie lange bleibt THCP im Körper?
THCP bleibt länger im Körper als THC - bis zu 7-14 Tage, je nach Häufigkeit des Konsums und Körpermasse. Es wird in Fettgewebe gespeichert und langsam abgebaut. Standard-Drogentests erkennen THCP nicht immer, aber spezialisierte Tests können es nachweisen. Wenn du auf einen Test wartest, gehe nicht davon aus, dass THCP „nicht auffällt“.
Gibt es eine sichere Dosis für THCP?
Nein. Es gibt keine wissenschaftlich anerkannte sichere Dosis. Selbst 0,5 mg können bei Ungeübten starke Reaktionen auslösen. Die meisten Produkte enthalten 1-5 mg pro Stück - das ist eine extrem hohe Dosis. Die meisten Experten raten: Keine Dosis ist sicher, weil die Wirkung unvorhersehbar ist.