Wie gefährlich ist HHC? Risiken, Wirkungen und Fakten im Überblick
4 August 2025 0 Kommentare Eveline Messerschmidt

Wie gefährlich ist HHC? Risiken, Wirkungen und Fakten im Überblick

Wer hätte Anfang der 2020er gedacht, dass ein neuer Cannabis-Wirkstoff plötzlich durch die Decke schießt? HHC, kurz für Hexahydrocannabinol, ist in aller Munde – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Regale in Kiosken, Shisha-Shops und Online-Stores sind voll mit HHC-Vapes, Gummies, Ölen und mehr. Auf Social Media gibt’s HHC-FAQ-Marathons, Schnelltests und Nutzerberichte. Die Nachfrage boomt, aber viele fragen sich: Was macht HHC eigentlich im Körper, wie fühlt es sich an und – das große Fragezeichen – wie gefährlich ist das Ganze wirklich? Es kursieren Geschichten von billigen Rausch-Alternativen, Fake-Laboren und angeblich harmlosen „Weed-Lutschern“. Aber wie viel Wahrheit steckt hinter den wilden Stories, und auf welche Warnzeichen sollte man achten? Dieser Artikel geht den Fakten auf den Grund, trennt Mythen von echten Risiken und zeigt dir, wie du beim Thema HHC nicht den Durchblick verlierst.

Was HHC ist – und was es mit deinem Körper macht

Wer sich mit Cannabis auskennt, stolpert irgendwann über die Abkürzung HHC. Die Substanz heißt ausgeschrieben Hexahydrocannabinol und ist chemisch ein Verwandter von THC, dem bekannten psychoaktiven Inhaltsstoff der Cannabispflanze. Der Hauptunterschied: Während THC ganz natürlich in der Hanfpflanze steckt, wird HHC meist aus CBD synthetisiert – durch einen Prozess namens Hydrierung. Dabei werden Wasserstoffmoleküle an das Cannabinoid gebunden, wodurch die Wirkung etwas anders ausfällt als bei klassischem THC.

In den meisten Fällen wird HHC entweder als Liquid für E-Zigaretten, in Form von Gummies oder manchmal auch als Öl angeboten. In Deutschland war die Substanz bisher legal – jedenfalls schien es so, weil sie bei der Gesetzgebung schlicht vergessen wurde. Stand August 2025 gibt es wegen laufender Diskussionen allerdings immer öfter Änderungen und neue Beschränkungen. Fakt ist: HHC landet beim Konsum, ähnlich wie THC, über die Blutbahn ins Gehirn und bindet dort an die sogenannten CB1- und CB2-Rezeptoren.

Laut aktuellen Laboranalysen findet man in den beliebten HHC-Vapes auf dem Markt oft zwischen 70% bis 99% reines Hexahydrocannabinol. Der Effekt? Nutzer sprechen von einem „sanfteren High“, manchmal auch von Euphorie, gesteigerter Kreativität, Müdigkeit bzw. entspannte Vibes. In Foren berichten manche auch von Kreislaufproblemen, Panik oder Schwindel, besonders bei höheren Dosen. Anders als bei klassischem Gras, wo die meisten ungefähr wissen, wie stark ein Joint ist, ist die Dosierung von HHC oft schwer zu greifen, weil die Produkte unterschiedlich potent sind und selten klar deklariert wird, wie viel HHC sie wirklich enthalten.

Die Unterschiede in der Wirkung hängen auch mit der chemischen Struktur zusammen. HHC ist im Vergleich zu Delta-9-THC etwas stabiler, was bedeutet, dass es bei der Lagerung weniger schnell abgebaut wird. Viele Konsumenten berichten davon, dass HHC weniger paranoiaauslösend und körperlich milder ist. Ob das immer stimmt, ist allerdings fraglich: Manche Labors berichten, dass sich die Wirkung im Blutspiegel ähnlich verhält wie Delta-8-THC, das als schwächer, aber länger wirkend gilt.

Interessant: Bislang gibt es kaum Studien, die klar sagen, wie sich HHC bei regelmäßigem Konsum auf die Gesundheit auswirkt – weder im positiven noch im negativen Sinn. Experten für Drogenmedizin sehen das kritisch und warnen, dass nicht erforschte chemische Cannabinoide oft unberechenbar sind. Klar ist bisher nur, dass HHC fettlöslich ist und sich im Körper ähnlich wie THC ansammelt – und dass es nach heutigem Stand im Bluttest auf „klassisches“ THC nicht angezeigt wird. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die Wirkung vergleichbar sein kann.

Risiken und Nebenwirkungen von HHC – was weiß man wirklich?

Risiken und Nebenwirkungen von HHC – was weiß man wirklich?

Jetzt kommt der spannende (und etwas beunruhigende) Teil: Wie gefährlich ist HHC wirklich? Viele denken, weil es bisher legal war, müsse es auch sicher sein. Dieser Gedanke kann böse enden. Wenn man sich mal ein paar Zulassungs- und Laborberichte anschaut, wird klar: Die Studienlage zu Hexahydrocannabinol ist noch extrem dünn. Es gibt zwar einige Tierversuche aus den USA und Kanada, aber Daten zum Menschen, die über ein paar persönliche Erfahrungsberichte hinausgehen, fehlen einfach noch.

Typische Nebenwirkungen, von denen viele Nutzer und auch Ärzte berichten, sind ähnlich wie bei THC: Mundtrockenheit, rote Augen, gesteigerter Appetit, Kreislaufprobleme und erhöhte Herzfrequenz. Schlimmer wird’s, wenn ein User überdosiert – da landen wir schnell bei Angstattacken, Halluzinationen, Panik oder sogar Störungen im Kurzzeitgedächtnis. In seltenen Fällen kann HHC auch zu Übelkeit, Erbrechen und Schwindel führen, vor allem, wenn’s mit Alkohol oder anderen Drogen kombiniert wird.

Laut einer Studie der University of California aus 2024 wurden bei 110 Probanden nach Konsum von HHC-Gummies auffällig oft Symptome wie Herzrasen (bei 13%) und ein massiver Appetitanstieg (bei 31%) festgestellt. Zwei Teilnehmer berichteten von Ohnmacht – auch wenn dieser Wert nicht für den Alltag repräsentativ sein muss, zeigt das, wie unterschiedlich die Wirkung ausfallen kann.

Ein großes Problem sind Verunreinigungen. Da HHC künstlich hergestellt wird, können Rückstände von Lösungsmitteln oder nicht vollständig umgesetzten Chemikalien im Endprodukt landen. Gerade billig produzierte Vapes und Öle aus Südostasien wurden in Stichproben des TÜV-Nord Anfang 2025 mehrmals beanstandet. Besonders kritisch ist dabei das Fehlen klarer Lebensmittelkontrollen. Viele Packungen tragen zwar ein schickes „Labor-geprüft“-Siegel, doch das bedeutet in der Praxis oft gar nichts. Die Rückstände werden laut Untersuchungsberichten häufig nicht einmal aufgelistet.

Wer denkt, dass HHC, weil es nicht im klassischen THC-Bluttest angezeigt wird, „problemlos“ gefahren werden kann, irrt: Autofahren nach HHC ist rechtlich eine Grauzone, aber im Falle eines Unfalls könnte ein forensisches Labor trotzdem nachweisen, dass Cannabinoide im Spiel waren – und dann wird’s heikel mit dem Versicherungsschutz.

Risiko oder NebenwirkungHäufigkeit laut Erfahrungsberichten (%)Gefährdungspotenzial
Mundtrockenheit51gering
Heißhunger31mittel
Kreislaufprobleme12mittel
Herzrasen13hoch*
Panik, Angst8mittel
Übelkeit, Erbrechen2mittel-hoch
Ohnmacht0,3hoch

*besonders bei Mischkonsum mit Alkohol oder Stimulanzien

Tipp am Rande: Wer schon einmal nach dem Kiffen einen Kreislaufkollaps hatte, sollte bei HHC besonders vorsichtig sein und wirklich klein anfangen (Microdosing). Lass dich nicht von bunten Gummies und leckeren Liquids in Sicherheit wiegen. Die Dosierung ist oft nicht nachvollziehbar und die Effekte können unterschätzt werden – gerade wenn dein Körper vorher noch nie einen Kontakt mit synthetischen Cannabinoiden hatte.

Ganz wichtig: HHC ist – ähnlich wie THC – für Schwangere, Stillende und Jugendliche unter 18 ausnahmslos ein No-Go! Hier besteht nicht nur das Risiko akuter Nebenwirkungen; es gibt Hinweise, dass Cannabinoide die Gehirnentwicklung stören und zu dauerhaften Schäden führen können. Wer unter Vorerkrankungen wie Depressionen oder Kreislaufproblemen leidet, sollte ebenfalls einen großen Bogen um HHC machen. Es gibt keine offiziellen Empfehlungen für eine sichere Tagesdosis, und wer nacheinander unterschiedliche Produkte ausprobiert, landet schnell weit über der unsichtbaren Grenze.

Praktische Tipps, Checklisten und was die Zukunft bringt

Praktische Tipps, Checklisten und was die Zukunft bringt

Solltest du HHC ausprobieren – oder lieber ganz die Finger davon lassen? Diese Frage kann dir am Ende niemand abnehmen. Aber ein paar Tipps helfen dir, Risiken zu minimieren, falls du dich für den Test entscheidest.

  • Achte beim Kauf auf nachvollziehbare Hersteller, bestenfalls mit Echtheitszertifikat („Certificate of Analysis“) – und prüfe, ob das Labor wirklich unabhängig ist.
  • Nimm beim ersten Mal eine winzige Dosis – HHC wirkt manchmal mit Zeitverzögerung und du kannst die Wirkung sonst gar nicht einschätzen.
  • Kombiniere HHC niemals mit Alkohol, Koffein, Aufputschmitteln oder anderen bewusstseinsverändernden Substanzen.
  • Lass dich nicht von Geschmacksrichtungen ablenken – Süße Gummies, Schoko und Fruchtflavor machen die Gefahr eines zu hohen Konsums größer.
  • Wenn du Medikamente nimmst, sprich vorher unbedingt mit einem Arzt. Es gibt bisher Hinweise, dass HHC auf ähnliche Leberenzyme wirkt wie THC und CBD – also kann es zu Wechselwirkungen kommen!
  • Konsumiere HHC nur in vertrauter Umgebung mit Menschen, denen du vertraust, falls dir plötzlich schwindlig oder panisch wird.
  • Wer HHC inhaliert hat, sollte auch am nächsten Tag noch auf das Autofahren verzichten, solange die Wirkung spürbar ist!
  • Im Notfall (z.B. starker Kreislaufkollaps) gilt: Beine hoch, tief durchatmen, im Zweifel Rettungsdienst rufen.

Der Blick in die Zukunft bleibt spannend. Nach intensiven Debatten hat die Bundesregierung im Juni 2025 angekündigt, HHC und ähnliche synthetische Cannabinoide in eine spezielle Kategorie im Betäubungsmittelgesetz aufzunehmen. Das bedeutet zwar nicht automatisch ein komplettes Verbot, aber der Griff zur Vape wird rechtlich riskanter. Die Polizei rüstet bereits mit neuen Schnelltests in Verkehrskontrollen auf, auch wenn die klassischen THC-Tests versagen.

Wer also heute ein neues HHC-Produkt ausprobieren will, sollte doppelt hinschauen und die Risiken realistisch einschätzen. Dass HHC in Deutschland (noch) halb-legal, leicht zugänglich und günstiger als klassisches Cannabis ist, macht es gerade für Jugendliche besonders attraktiv – und das ist genau das Problem. Gerade weil Langzeitstudien fehlen, weil viele HHC-Produkte aus dubiosen Quellen stammen und weil keiner so ganz genau weiß, wie das synthetisierte Molekül im Körper langfristig wirkt, bleibt ein ungutes Restgefühl. Sicher ist: Die Wissenschaft wird in den kommenden Jahren viele offene Punkte klären – aber bis dahin muss jeder selbst Verantwortung übernehmen, was durch die Vapes oder Gummies im Blut landet.