Erinnerst du dich an die riesige Debatte um CBD vor ein paar Jahren? Heute ist Hexahydrocannabinol, kurz HHC, der neue Star — oder vielleicht das nächste Problemkind — auf dem Cannabis-Markt. Seit Mai 2024 berichten Nachrichtenportale, dass HHC-Shops nach Razzien schließen müssen, Polizei TikTok-Videos über beschlagnahmte HHC-Gummis postet, während Jugendliche sie bei Konzerten im Rucksack haben. Aber worum geht es wirklich? Die Unsicherheit ist inzwischen fast greifbar: Ist HHC jetzt verboten oder nicht? Und was steckt rechtlich hinter dem Begriff „Schedule Drug“?
Was ist HHC überhaupt und warum taucht es jetzt überall auf?
HHC ist kein völlig neuer Stoff, aber bis vor kurzem hat ihn kaum jemand gekannt. Es handelt sich dabei um ein Cannabinoid, das chemisch dem bekannten THC ähnelt, aber einige feine Unterschiede aufweist. HHC wird in Pflanzen nur minimal in natürlicher Form gebildet. Die meiste HHC, die auf dem Markt landet, stammt deshalb aus der Synthese im Labor. Für viele wirkt HHC wie ein „sanftes THC“: Konsument:innen berichten von entspannender, leicht berauschender Wirkung, aber meist weniger stark als klassisches THC. Laut Analysen verspüren einige einen leichten „Head-High“, andere fühlen sich eher entspannt im Körper. Hier variieren subjektive Effekte deutlich.
Warum erlebt HHC gerade jetzt einen Hype? Als im April 2024 das neue Cannabisgesetz THC für Erwachsene in Deutschland legalisierte, verschob sich die Aufmerksamkeit der Produzenten und Konsument:innen auf verwandte Stoffe, die noch nicht oder nicht klar im Betäubungsmittelgesetz (BtMG) geregelt sind. HHC fällt genau in dieses Loch — oder besser: in diese Grauzone. Seitdem findest du es in Vapes, Blüten, Gummibärchen oder sogar als „legal high“-Alternativen bei Kiosken, in Internet-Shops und sogar an Tankstellen. Besonders beliebt scheint HHC bei Menschen zu sein, die das „Risiko“ von THC vermeiden wollen oder keine Mitgliedschaft in Cannabis Social Clubs eingehen möchten.
Interessant: Mittlerweile gibt es auch erste Studien zum Metabolismus von HHC. Forschende der Universität Freiburg fanden im Frühjahr 2025, dass HHC ähnlich wie THC in der Leber abgebaut wird, sich aber einige Metaboliten unterscheiden. Bisher gibt es aber kaum überprüfte Studien zu Langzeitwirkung oder Suchtrisiko.
Der Begriff „Schedule Drug“: Was bedeutet das im deutschen Recht überhaupt?
Okay, was heißt überhaupt „Schedule Drug“? Der Begriff kommt aus dem angelsächsischen Raum: In den USA und Großbritannien gibt es sogenannte „Schedules“ — Listen, in denen alle psychoaktiven und medizinisch relevanten Substanzen klar einsortiert sind. Je nach Schedule ist die Bereitstellung, der Besitz oder die Herstellung einer Substanz strenger oder weniger streng geregelt. In Deutschland sprechen Rechtsexpert:innen eher vom Betäubungsmittelgesetz (BtMG) und den dortigen Anlagen I-III. Vielleicht hast du schon mal gehört, dass etwa Heroin oder klassisches THC in Anlage I steht: Das sind die „nicht verkehrsfähigen“ Stoffe — also verboten. Medikamente wie Morphin sind dagegen Anlage III: Sie sind nur auf Rezept, aber nicht gänzlich verboten.
Wie sieht es bei HHC aus? Genau hier liegt das große Rätsel. Denn HHC taucht bislang in keiner Anlage des BtMG auf. Das bedeutet formal: Es ist kein klassisches Betäubungsmittel. Nachdem viele Shops auf den Zug aufgesprungen sind, reagierten Behörden. 2024 prüfte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mehrere HHC-Produkte sowie deren Herstellungsmethoden. Das Ergebnis? Kommt drauf an. Viele Bundesländer, darunter Bayern und Rheinland-Pfalz, setzen seit Juni 2024 auf das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG), da HHC mit seiner psychoaktiven Wirkung unter „Designerdrogen“ fallen kann. Das eröffnet der Polizei Tür und Tor für Beschlagnahmungen, auch wenn die endgültige rechtliche Lage manchmal noch unklar bleibt.
Ganz konkret: In Deutschland gilt HHC bis Juli 2025 nicht offiziell als Schedule-Droge, weil dieser Begriff so im deutschen Recht nicht existiert. Es fällt bisher weder unter das BtMG noch stand Januar 2025 als Eintrag im NpSG. Allerdings gab es Ende Mai eine Eilverfügung des Bayerischen Staatsministeriums, nach der bestimmte synthetische HHC-Derivate wegen ihrer Ähnlichkeit zu bereits verbotenen Stoffen als „Satzungsdrogen“ (so nennt das Ministerium das intern) behandelt wurden. Dadurch kam es zu kurzfristigen Verkaufsverboten.
Noch komplizierter: HHC wird international unterschiedlich bewertet. In Österreich steht es seit März 2024 auf Liste I des Suchtmittelgesetzes (SMG) — dort ist es also eine echte Schedule-Substanz, Besitz und Handel sind strafbar. In den Niederlanden und Frankreich wurde HHC bereits 2023 verboten. Die Schweiz toleriert es bisher, prüft aber eine Regulierung. Gerade weil Länder in Europa unterschiedlich reagieren, entsteht ein regelrechter Flickenteppich. Wer auf Reisen HHC-Produkte mit dabei hat, droht je nach Grenzübertritt plötzlich ein Drogenstrafverfahren.

So sieht die aktuelle Rechtslage zu HHC in Deutschland aus (Juli 2025)
Klar ist: Der rechtliche Status von HHC ändert sich im Wochentakt. Einmal als „Grauzone“, dann wieder als „legal — aber nicht für Kinder“, und plötzlich gibt es bundesweite Durchsuchungen. Seit der letzten Runde der Innenministerkonferenz am 5. Juli 2025 spricht sich die Mehrheit der Bundesländer für eine Inclusion von HHC ins NpSG aus. Das BfArM prüft derzeit, welche Derivate als „gesundheitsgefährdend“ eingestuft werden. Einige Shops bleiben deshalb vorsichtig und nehmen HHC-Produkte präventiv aus dem Sortiment, andere hingegen werben offensiv mit dem „letzten legalen Cannabinoid“.
Der entscheidende Punkt: Solange HHC nicht in einem der Register (BtMG oder NpSG) steht oder explizit verboten ist, bleibt Besitz und Konsum für Erwachsene formal nicht strafbar. Das Risiko für Händler und Produzenten ist allerdings hoch. Sobald ein Stoff auf die Liste gesetzt wird — und das kann manchmal binnen Tagen passieren — drohen hohe Bußgelder oder sogar Strafverfahren. Personen, die HHC-Produkte verkaufen oder einführen, spielen quasi auf Zeit: Mal sind sie im grünen Bereich, dann plötzlich illegal.
Für Privatpersonen heißt das: Der Erwerb kleiner Mengen HHC für den Eigenbedarf war Anfang Juli 2025 zwar nicht strafbewehrt, aber du kannst bei Kontrollen trotzdem in Schwierigkeiten geraten. Es gab Fälle, in denen Eltern bei der Durchsuchung der Schultasche ihrer Kinder durch die Polizei plötzlich HHC-Gummies konfisziert sahen — die Rechtsabteilung der Schule musste sich dann mit dem regionalen Jugendamt abstimmen, wie zu verfahren ist.
Besonders kritisch: Wer HHC im Straßenverkehr konsumiert, sollte wissen, dass der Stoff sehr wohl zu positiven Drogentests führen kann, auch wenn Laboranten oft nicht gezielt nach HHC suchen, sondern nach THC-Stoffwechselprodukten. Einige Schnelltests reagieren aber auch auf HHC. Die Polizei in Köln testete im April 2025 nach drei Unfällen und bestätigte, dass Blutproben bei HHC-Konsum auffällige Werte zeigten, auch ohne klassischen THC-Nachweis.
Land | HHC-Status 2025 | Besonderheiten |
---|---|---|
Deutschland | Grauzone / teils verboten | Kein Eintrag im BtMG oder NpSG; Risiko kurzfristiger Verbote |
Österreich | Verboten | Liste I SMG, strafbar wie Cannabis |
Frankreich | Verboten | Explizites Gesetz seit 2023 |
Italien | Reguliert | Länderweise unterschiedlich |
Niederlande | Verboten | Seit 2023 illegal |
Schweiz | Erlaubt | Keine spezifische Regulierung |
Praktische Tipps rund um HHC: Worauf solltest du beim Kauf und Konsum achten?
Es klingt verrückt, aber HHC-Produkte werden in Deutschland immer noch praktisch wie Süßigkeiten verkauft — manchmal sogar mit Comic-Designs und bunten Verpackungen, die auf Kids abzielen. Gerade Eltern sollten wissen: HHC ist keine harmlose Alternative zu THC. Die Wirkungen sind noch nicht komplett erforscht, und speziell für Jugendliche besteht ein Risiko für Nebenwirkungen bis hin zu psychotischen Schüben. Die Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin warnt seit 2024, dass besonders synthetische Cannabinoide wie HHC das Risiko für Herzrasen, Panikattacken und sogar Kreislaufkollapse erhöhen können. Wer HHC kaufen will (oder muss), sollte nur auf Anbieter mit echten Laboranalysen achten und Produkte meiden, bei denen die Herkunft oder Reinheit nicht transparent erklärt ist.
Im Internet kursieren teilweise Falschinformationen: Manche Händler behaupten, HHC sei „völlig legal“ und „unproblematisch“. Tatsächlich besteht rechtlich immer ein Restrisiko. Beim Bestellen aus anderen EU-Ländern können Pakete beschlagnahmt werden — manchmal gehen sie durch, manchmal landet die Ware beim Zoll und dann im Müll. Besonders mies: In Österreich und Frankreich riskierst du bei Besitz und Konsum ernsthafte Strafverfahren. In deutschen Großstädten setzen manche Polizeibehörden seit Juni 2024 gezielte Schwerpunktkontrollen im Umfeld von Festivals, Kiosken und Clubs ein — auch bei Jugendlichen unter 18.
Hast du Kinder oder Jugendliche in deiner Umgebung, solltest du gerade jetzt aufmerksam sein. Viele Schulsozialarbeiter:innen bekommen regelmäßig Rückmeldungen, dass Kids HHC-Produkte im Freundeskreis „tauschen“ oder auf Social Media Anleitungen für „homemade-HHC“ posten. Aufklärung hilft hier wirklich!
- Kaufe HHC nur von Anbietern, die transparente Laborberichte online stellen.
- Lies die Zusammensetzung aufmerksam: Sind Verunreinigungen oder unbekannte Zusatzstoffe enthalten?
- Finger weg von Mischprodukten mit HHC und Nikotin oder anderen Cannabinoiden — da weiß niemand, wie stark die Wechselwirkungen sind.
- Der Besitz lohnt sich nicht zur Mitnahme auf Reisen: Risiko von Problemen bei Grenzkontrollen ist hoch.
- Bei Unsicherheit: Frage Apotheker:innen oder Rechtsberatungen, zum Beispiel bei Verbraucherzentralen.
- Kinder und Jugendliche sollten generell keine HHC-Produkte nutzen — unabhängig von der rechtlichen Lage.
Wichtig noch: Wer auf Social Media Werbung für HHC oder TikTok-HHC-Hacks sieht, sollte kritisch hinterfragen: Die Designs werden immer gezielter auf Jugendliche ausgelegt. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt aktuell (Juli 2025) gegen einen HHC-Influencer wegen „Anstiftung zum unerlaubten Umgang mit Betäubungsmitteln“, weil sein Publikum überwiegend minderjährig war.

Ausblick: Wie könnte die rechtliche Lage von HHC sich weiterentwickeln?
Manche sprechen vom „Cat-and-Mouse-Game“ zwischen Behörden und Herstellern: Immer, wenn ein Stoff reguliert wird, taucht eine leicht veränderte Substanz auf dem Markt auf. Mit HHC erleben wir gerade genau diesen Zyklus, der schon mit Spice, Legal Highs und CBD losging. Die Bundesdrogenbeauftragte hat angekündigt, dass ein bundesweites Verbot aller „semi-synthetischen“ Cannabinoide — darunter fällt auch HHC — auf der nächsten Bundestagssitzung beraten werden soll. Fazit von Rechtsexperten: Die Lücke wird sich wohl bald schließen, sobald Laboratorien und Institute eine eindeutige Gefährdung durch HHC nachweisen können.
Die Liste neuer HHC-Derivate wächst beinahe monatlich – im Mai 2025 warnte das unabhängige Europäische Drogenmonitoringzentrum, dass bestimmte Modifikationen von HHC noch wirksamer (und riskanter) sein könnten, da sie gezielt auf maximale Psychoaktivität hin entwickelt werden. Deshalb werden viele Länder wohl auch künftig auf Generalklauseln setzen — also Verbote ganzer Stoffgruppen, nicht mehr nur bestimmter Moleküle.
Wer also heute noch glaubt, HHC-Vapes oder Gummis seien ein sicherer legaler Ersatz für THC, könnte morgen schon enttäuscht werden. Für Konsumenten bleibt die Situation ähnlich wie damals bei CBD: Erst Normalität, dann große Unsicherheit, schließlich eine erste konkrete Regulierung. Die beste Strategie? Informiert bleiben, Anbieter prüfen, und bei Zweifeln besser auf alternatives legales CBD oder zugelassene Medikamente zurückgreifen.
HHC ist 2025 weit mehr als nur ein modisches Trendprodukt. Es zeigt, wie rasant sich Drogengesetze an neue Trends anpassen — doch manchmal bleibt die Wissenschaft auf der Strecke und Konsument:innen hängen sprichwörtlich in der Luft. Wer sich auskennt, minimiert Risiken — und hat vermutlich weniger Stress mit Polizei, Zoll und Schule. Bis zum nächsten großen Cannabis-Hype.